04
Dez

Natürliche Medizin – Medizinische Versorgung in einem anderen Licht

Natürliche Medizin - Medizinische Versorgung in einem anderen Licht

 

IMG_2576„Mein Name ist Ramadhani Ngoma. Nebst meiner Täigkeit als Bauer helfe ich in meinem Dorf bei einem Aufforstungsprojekt mit. Dabei habe ich schon einige Baumarten kennen gelernt, von denen man sagt, sie hätten einen medizinischen Nutzen“, stellt sich der 30-jährige Bergbauer aus Choma vor. Er besucht den Kurs zu natürlicher Medizin, weil er sein Wissen vertiefen möchte und sich erhofft, mit den erworbenen Fähigkeiten den Leuten in Choma und sich selber Zugang zu kostengünstiger und effektiver Medizin zu verschaffen. Rehema Iddy Maulidi verfolgt ähnliche Ziele: „Wir sind eine reine Frauengruppe und haben bei SAT bereits die Schulungen zum biologischen Landbau gemacht. Die Gesundheit ist uns nicht nur im Zusammenhang mit der Ernährung ein grosses Anliegen. Zurzeit bauen wir in Kenge, einem Dorf etwa 30 km von Morogoro Stadt IMG_2524entfernt, eine Krankenstation auf. Wir wollen die Dorfgemeinschaft mit einer guten und bezahlbaren medizinischen Versorgung unterstützen.“
Gegenwärtig müssen die Bewohner von Kenge einen weiten Weg gehen, falls sie ihre gesundheitlichen Probleme nicht mit Hausmitteln lösen können. Die nächste Versorgungsmöglichkeit ist mehrere Kilometer weit enfernt.
Insgesamt nehmen vier Frauen und vier Männer an diesem Kurs teil. Während sich die Erwartungen dieser Leute an die Kursinhalte annähernd decken, sind die persönlichen Hintergründe sehr verschieden. Der Kursleiter Dr. Peter Feleshi geht sehr gekonnt mit der Vielfalt im Klassenzimmer um. Dass eine Person nicht lesen und schreiben kann, soll ihr nicht zum Hindernis werden. Ebenso geht der erfahrene Kursleiter geduldig auf die Fragen der Lernenden ein und pflegt einen humorvollen Umgang, wenn es zu Missverständnissen bei den Kursteilnehmenden kommt. Vor allen Dingen aber lebt Peter Feleshi im Unterricht das vor, was er von einem medizinischen Berater erwartet: Menschliche Nähe und Interesse am Gegenüber, sowie offene Kommunikation. Letzteres beinhaltet insbesondere, dass erworbenes Wissen geteilt werden soll. Weder den Patienten noch interessierten Berufskollegen soll vorenthalten werden, was ein Heilmittel genau beinhaltet und wie es hergestellt wird.
Ein bedeutender Teil des fünftägigen Kurses kommt dann auch der Herstellung von natürlicher Medizin zu.IMG_2876 Angefangen bei der richtigen Zubereitung von Tees, über das Kochen eines Sudes, die Fertigung von Ölen und Salben, bis hin zur Herstellung von Seifen: Alles führt Peter Feleshi mit den Teilnehmenden praktisch durch. Was in den Augen eines Anfängers recht unspektakulär erscheinen mag, ist faktisch die Lösung für die häufigsten ernsthaften medizinischen Probleme – die Tees aus Heilpflanzen. Damit können zum Beispiel Malaria, Cholera, Amöbenruhr, Bilharziose und Harnweginfektionen wirksam behandelt werden. Der Tee aus den Blättern des Moringa oleifera stärkt das Immunsystem eines Menschen so effektiv, dass damit auch HIV-positive Menschen erfolgreich unterstützt werden können. Die Vielfalt potenter pflanzlicher Heilmittel ist beeindruckend und die Tatsache, dass ein bedeutender Teil dieser Pflanzen im Umfeld der meisten Leute bereits angebaut wird oder natürlich wächst, ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
„Wenn ihr bei der Artemisia annua anamed Anzeichen von Stress bemerkt, solltet ihr spätestens mit der Ernte der Blätter beginnen. Blüht die Pflanze, verliert sie an medizinischer Wirksamkeit. Auf keinen Fall sollt ihr warten, bis die Pflanze Samen bildet“, erklärt Dr. Peter Feleshi. Artemisia annua anamed ist nämlich eine Kreuzung zweier Artemisia annua Arten aus Südostasien. Sie ist höchst wirksam bei der Behandlung von Malaria. Aufgrund der Vererbungsgesetze treten in den Nachfolgegenerationen solcher Kreuzungen aber nicht mehr durchweg alle gewünschten Eigenschaften auf. Deshalb vermittelt Peter Feleshi den Kursteilnehmenden, wie sie diese besondere Kreuzung weitervermehren können, ohne die Samen zu verwenden.
IMG_2624Die Bezeichnung anamed im Namen dieser Pflanzenart rührt von der gleichnamigen Organisation her. Anamed (Aktion für natürliche Medizin) hat ihren Hauptsitz in Deutschland, ist weltweit tätig und fördert eine eigenverantwortliche, selbstbefähigte, nachhaltige und allen zugängliche Gesundheits- und Nahrungsvorsorge. Das deckt sich gut mit zahlreichen Zielen von SAT. Deshalb wird Dr. Peter Feleshi jährlich als externer Schulungsleiter eingeladen. In diesem Kurs wird deutlich spürbar, dass sich anamed von Wunderheilungen scharf abgrenzt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sorgfältig über ihre Kompetenzen unterrichtet. Am letzten Kurstag überreicht Peter Feleshi allen Absolventinnen und Absolventen einen Ausweis, der an das Regelwerk von anamed geknüpft ist und ausschliesslich zu bestimmten Behandlungen in der medizinischen Grundversorgung befähigt. Der Ausweis wird nur beim geregelten Besuch von Wiederholungskursen erneuert. Bei der Behandlung von schweren Krankheiten sind die ärztliche Kontrolle und Überwachung der entsprechenden Laborwerte unerlässlich.
„Mit diesem Ausweis, euren Büchern und den Heilmitteln, die wir hier gemeinsam IMG_2760hergestellt haben, geht ihr dann zuerst zu den vorsitzenden Person eures Dorfes, dann zu den Gesundheitsverantwortlichen eures Ortes und schliesslich zur nächstgelegenen Krankenstation. Erklärt, worin ihr geschult worden seid, meldet euer Interesse an, mit den medizinischen Fachpersonen zusammenarbeiten zu wollen“, rät Peter Feleshi den frischgebackenen Gesundheitsversorgerinnen und -versorgern. „Nehmt euch viel Zeit, Erfahrungen in einem Gebiet zu sammeln. Steven könnte sich zum Beispiel auf die begleitende Behandlung von Darmerkrankungen konzentrieren, während sich Amina vorerst mal nur der Behandlung von den besprochenen Hautproblemen zuwendet.“
Sichtlich stolz nehmen Ramadhani, Rehema, Amina, Steven und die übrigen vier Teilnehmenden ihre Ausweise entgegen. Die Grundlagen für ihren Wunsch, der Gemeinschaft in gesundheitlichen Belangen zu helfen, sind gelegt. Nun steht die Zeit zum Sammeln erster Praxiserfahrungen bevor. Darauf, das verraten die strahlenden Gesichter der Ausgebildeten, freuen sich alle.

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