25
Okt

Sparen & Verleihen“ in der „ Mwongozo “ Bauerngruppe aus Kimbwala

Schädlinge und Unkraut sind zwei der häufigsten Probleme, die BäuerInnen betreffen. Deshalb werden im Training mit SAT im Besonderen diese zwei Herausforderungen angegangen, indem mit den BäuerInnen biologische Lösungen erarbeitet werden. Allerdings sind es nicht nur ökologische Probleme, mit denen KleinbäuerInnen konfrontiert sind, sondern unter anderem auch finanzielle, die zum Beispiel den Zugang zum Gesundheitssystem versperren können. Deshalb integriert SAT in seinem ganzheitlichen Ansatz auch das sogenannte „Sparen & Verleihen“ Prinzip, das auf die finanzielle Situation der BäuerInnen ausgerichtet ist. Daudi Gwabara ist der Facilitator von SAT, der dieses Prinzip bereits mit über 20 Bauerngruppen erarbeitet hat. Studieren wir etwas eingehender, wie es funktioniert und welche Effekte es auf die Lebensumstände von KleinbäuerInnen haben kann.

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Jeden Dienstag treffen sich die Mitglieder der Mwongozo Bauerngruppe in ihrem Demonstrationsgarten, den sie mit SAT angelegt haben. Sie setzen sich im Halbkreis hin, um sicherzustellen, dass alle mitbekommen, was vor sich geht. Es gibt einen Buchhalter, einen Schlüsselhalter und einen Kassier, die in einem demokratischen Prozess ausgewählt wurden. Der technische Aufbau ist wie folgt: Das Herzstück des „Sparen & Verleihen“ Prinzips ist einerseits eine grosse Metallbox, in der das Geld aufbewahrt wird, und andererseits die Bereitschaft der Gruppenmitglieder. Das Prinzip selbst besteht aus zwei Teilen: Dem „Sozialfonds“ und dem „Sparfonds“. Jede Woche zahlen alle 24 Mitglieder TZS 500,- in den Sozialfonds. Personen, die ein Treffen verpassen, gleichen die verpasste Zahlung in der darauffolgenden Woche aus. Dieses Geld wird für Eventualitäten gespart, z.B. wenn ein Gruppenmitglied krank ist und medizinische Betreuung braucht sowie andere Notfälle. Solidarität unter den Gruppenmitgliedern ist das Fundament dieses Fonds und stellt das Funktionieren und den Zusammenhalt in der Gruppe sicher.

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Der zweite Fonds fokussiert auf dem individuellen Level und misst den Gruppenmitgliedern mehr Entscheidungsfreiheit bei. Jede Woche können alle zwischen einem und fünf Anteilen kaufen, die jeweils TZS 500,- kosten. Dies tun sie, indem sie das Geld sichtbar dem Kassier reichen und dabei laut „Ich kaufe einen (oder mehr) Anteil“ sagen. Transparenz ist ein fundamentales Prinzip im „Sparen & Verleihen“ System und wird hochgehalten. Jeder Kauf wird einerseits im persönlichen Notizheft des Gruppenmitglieds, als auch im gemeinsamen Buch festgehalten. Wenn sich ein Gruppenmitglied dazu entscheidet, ein Darlehen aufzunehmen, um Werkzeuge zu kaufen oder ein eigenes Geschäft zu starten, kann es dies unter den folgenden Bedingungen tun: Ein Darlehen muss innerhalb von drei Monaten und mit 10% Zins zurückbezahlt werden. Die Höhe der Zinsrate rechtfertigt sich dadurch, dass das Geld in der Gruppe bleibt und es so direkt der Gemeinschaft zugutekommt. Im Oktober 2016 hat die Mwongozo Bauerngruppe in Kimwala ihr erstes Jahr mit „Sparen & Verleihen“ beendet. Die angesammelte Zinssumme im Fonds wurde proportional zu den Anteilen, die jedes Gruppenmitglied erstanden hat, ausbezahlt. Wer 5% der Anteile besitzt, erhielt 5% der Zinssumme. Dies ermöglicht es der Gruppe erneut, Investitionen in ihr eigenes Geschäft zu tätigen, ihre Gesundheit zu fördern oder die Schulausbildung ihrer Kinder zu finnazieren.

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„Sparen & Verleihen“ ist ein Prinzip, das auf der Solidarität innerhalb der Gemeinschaft und auf Unternehmertun basiert. Das Ziel ist es, KleinbäuerInnen ohne Bankkonto und mit limitierten finanziellen Ressourcen, den Zugang zu Darlehen zu ermöglichen. Zahlen der Mwongozo Gruppe zeigen den Erfolg dieses Systems: In weniger als einem Jahr hat die Gruppe über TZS 624'000 (ca. 265,-€) im Sozialfonds und über TZS 3’119’000 (ca.1.327,-€) im Sparfonds angesammelt. Insgesamt 20 BäuerInnen der Gruppe haben bereits ein Darlehen aufgenommen und in neues Werkzeug für ihre individuellen Felder investiert, Produkte zum Weiterverkauf erstanden oder z.B. ihr eigenes Seifengeschäft gestartet. Erhöhte Produktivität auf den Feldern und ein gesteigertes Haushaltseinkommen sind nur zwei der Vorteile, die die KleinbäuerInnen aus diesem System ziehen. Es gibt ihnen nämlich auch Unabhängigkeit – und was gibt es für ein besseres Gefühl, als seine Lebensumstände durch eigene Bemühungen zu verbessern und dabei von der Gemeinschaft unterstützt zu werden, mit der man arbeitet und in die man Vertrauen hat!

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